"Kein Schloss in meinem Namen!"

07.06.2010: Portal gegen neu Nachbau des Berliner Stadtschlosses

So heißt die gleich lautende Website, in die sich bereits hunderte Bekenner gegen den Schlossnachbau in der Hauptstadt eingetragen haben, "...weil er ein Bild von Geschichte und Gegenwart Deutschlands verkörpert, das wir nicht teilen."

Wir brauchen kein Schloss, wir brauchen Reformen. Und jetzt wäre die Gelegenheit im Bundestag, den Beschluss für dieses unselige Bauprojekt zu revidieren. Hej, wir müssen sparen! Schon angekommen bei den Haushaltsdebatten? Wir brauchen weder mehr asphaltierte Strassen noch ein Schloss, wir brauchen ein Umdenken hin zu klimaschonenden Projekten. Eine Reduzierung versiegelter Flächen und mehr Grün zum Beispiel. Das haben wir jetzt auf dem ehemaligen Schlossplatz und das ist gut so. Lasst doch unseren und nachwachsenden Generationen weiterhin eine Spielwiese im Herzen Berlins!

"Ich sehe noch großes Potential in dieser Stadt, in die nicht alle Intentionen schon hineingemeißelt sind. Ich finde den Plan das Stadtschloss wiederaufzubauen natürlich einen grauenhafter Fehler...," wird einer der berühmtesten Gegenwartskünstler, der Däne Olafur Eliasson kürzlich in einer überregionalen Zeitung zitiert. Gerade feiert ihn Berlin frenetisch mit seiner Ausstellung im Martin-Gropius-Bau "Innen Stadt Außen", die alle Sinne anregt und vielschichtige Kunst im Raum erzeugt. Berlin ist eine Stadt im Wandel, eine Stadt der Ideen - eine Stadt der Zukunft!

Der dezentrale Standort der Staatlichen Museen zu Berlin in Dahlem muss endlich nachhaltig saniert und modernisiert werden, dann können die in Jahrhunderten gewachsenen Sammlungen außereuropäischer Kunst und Kultur dort bleiben. Das Dahlemer Museumsensemble vereint sie alle "unter einem Dach". Es stellt nach Umfang, Qualität und Ausgewogenheit weltweit das bedeutendste Gesamtensemble dieser Art dar. Warum bitte soll dieser gewachsene Standort vom Bezirk Steglitz-Zehlendorf nach Mitte auf die Museumsinsel ziehen, die dann endgültig im totalen Verkehrskollaps enden würde? Und was bitte hat Humboldt mit diesem Umzug zurück ins Zentrum zu tun?

Eine Bemerkung noch zum Schluss: die so genannte Humboldt-Box, die gerade am ehemaligen Schlossplatz entsteht um über das öffentliche Bauvorhaben "Humboldt-Forum" zu informieren, könnte die in Scharen vorbeiziehenden Touristen auch ohne Schlossneubau über die baugeschichtliche Entwicklung an diesem Ort aufklären. Das ist spannend genug! Architektur dient ja hervorragend als Abbild ihrer jeweiligen geistigen, ökonomischen und kulturellen Zeit. Und da die privat finanzierte Humboldt-Box-Baustelle derzeit mit einem großformatigen Werbebanner aus der Automobilbranche behängt ist, wissen wir in welcher gesellschaftlichen Verfassung wir uns gerade befinden...

Machen Sie mit: beim Wettbewerb 2010 "Stadt im Wandel, Stadt der Ideen, Stadt der Zukunft - unrealisierte Projekte für Berlin."

Mehr Informationen: www.plattformnachwuchsarchitekten.de/wettbewerb/stadt-im-wandel-wettbewerb10.html

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